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Das Erzbistum der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition

Die Existenz des Erzbistums der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa ist unmittelbar mit Folgen der Russischen Revolution von 1917 und des anschließenden Bürgerkriegs verbunden.

Diese Ereignisse sorgten für große Flüchtlingsströme nach Westeuropa, die damit eigne Kirchstruktur aufbauten.

Die jetzige Struktur und Selbstverwaltung der Pariser Diözese sind dabei einzigartig unter den orthodoxen Kirchen, was wiederum mit der Revolution zu tun hat. Ihr gingen starke soziale und ökonomische Gegensätze voraus. So schwelte der gesellschaftliche Konflikt im Russischen Reich bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts. In den 1860-er Jahren thematisierten die Kirchen die sozialen Fragen, aber es kam zu keiner Lösung. Ab 1917 übernahmen Gemeindeglieder eigenmächtig die Macht in den Gemeinden, so kam zu Beteiligung von Laien an kirchlichen Entscheidungen.
Das führte dazu, dass in den Jahren 1917 und 1918 ein Landeskonzil abgehalten wurde, was zur größten Veränderung der kirchlichen Strukturen zur Folge hatte. Keine Orthodoxe Kirche hat jemals solch eine weitreichende Strukturveränderung mitgemacht. .
Diese innerkirchliche Struktur wird im Erzbistum der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa weitergeführt.
Das Erzbistum gehörte von 1921 bis 1931 zum Moskauer Patriarchat. Die Unterdrückung der Kirche durch die Sowjets und auch die Einmischung des kommunistischen Regimes in die Angelegenheiten der Kirche sorgten dafür, dass ab 1931 sich Paris dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel unterstellte. Ab Oktober 2019 wechselt das Erzbistum erneut zum Moskauer Patriarchat, nachdem es die Garantie erhalten hatte, völlig ohne Fremdeinmischung und Einfluss seine kirchlichen Belange selbst regeln zu können.

Das Erzbistum der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa hat den größten Einfluss auf die Theologie der orthodoxen Kirchen im 20. Jahrhundert gehabt, da 1925 der orthodoxe Theologe und Priester Sergej Bulgakov das Theologischen Institut des Hl. Sergius gründete. Deren Professoren folgten einer neuen Ausrichtung der Theologie und beeinflussten damit alle weiteren Orthodoxen Kirchen. Derzeit gehören neun Gemeinden in Deutschland zum Pariser Erzbistum.

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